Tansania - letzter Teil
Serengeti-Tabora-Mpanda-Sumbawanga - 1000km in den Süden
08.11.2017 - 12.11.2017
26 °C
Der Tag Pause im Serengeti Stop-Over Camp tat gut. Obwohl das Wetter immer schlechter wurde. Es regnet nun auch tagsüber - in der Nacht sowieso. Camping im Regen ist einfach nicht lustig. Es wird kühl und nichts mehr ist so richtig trocken. Wir müssen dringend Richtung Süden, dort kommt die Regenzeit später als hier in Äquatornähe - zumindest statistisch. Wir wollen auf keinen Fall diese grausamen Pisten der letzten Tage befahren wenn sie zu aufgeweichten Schlamm-Rutschbahnen geworden sind.
Das Restprogramm für Tansania wird zusammengestrichen. Wir wollten ein paar ruhige Tage am Viktoria-See verbringen - gestrichen. Danach wollten wir an den Tanganyika See - ebenfalls gestrichen. Beide Seen eignen sich wegen Verschmutzung und starker Verseuchung mit Bilharziose ohnehin nicht zum Baden. Dazu das Regenwetter - wir verpassen nicht viel.
Statt dessen machen wir auf dem Weg nach Süden nur einen kurzen Abstecher ans Seeufer. Wir finden ein verlassenes Camp. Kein Wunder, Touristen bleiben weg, die Probleme des Sees haben sich herumgesprochen.
Von hier wollen wir so direkt wie es nur irgendwie geht nach Süden. Das Problem dabei - wir sind völlig abseits aller touristischen Routen. Es gibt keinen Campingplatz auf den nächsten 1000km. In meiner Overlander App finde ich ein Hotel in Tabora, eine mittelgroße Stadt auf unserer Strecke. Die Bewertungen früherer Besucher klingen nicht schlecht. 400km entfernt, sollte auf Teerstraße zu schaffen sein.
Unterwegs unser 6000km Selfie
Indischer Besitzer, gutes Essen, sicheres Parken. Das Hotel liegt im Stadtzentrum, die Umgebung alles andere als ruhig, sicher oder vertrauenerweckend. Tipi möchte am liebsten sofort weiter. Ich setze mich durch - wir bleiben. Es gibt Doppelzimmer, Komfort-Doppelzimmer und 2 Suiten. Wir nehmen die Suiten - warum auch nicht, kostet gerade mal 20 US$ pro Zimmer. Das zahlen wir sonst fürs Camping. Im Hof gibt es eine Steckdose an die wir uns anschließen dürfen - perfekt!
Nun wird es wieder richtig offensichtlich wie Selbstfahrer und Camper hier in Tansania abgezockt werden. Man kann nur jedem abraten dieses Land mit eigenem Auto zu bereisen. Wenn eine Hotel-Suite in einem Land ebensoviel kostet wie Camping ohne Strom, Toiletten oder fließend Wasser - dann sollte man einfach woanders hinfahren mit seinem Dachzelt. Die Länder im Süden machen es vor wie es geht.
Die Campküche bleibt kalt, wir essen abends im Restaurant. Es schmeckt vorzüglich.
Ich erzähle dem Wirt von meinem Autoproblem. Platter Reifen, Stoßdämpfer kaputt. Er meint kein Problem, morgen kommt jemand und repariert das. Das habe ich schon mal gehört in Wasso. Hier besteht aber mehr Hoffnung, denn das ist eine richtige Stadt und Ersatzteile sollten hier einfacher zu bekommen sein.
Tatsächlich rücken am nächsten Morgen 3 Mechaniker an und legen sich unters Auto. Den platten Reifen bringt der Wirt persönlich weg. Eine Stunde später haben wir die beiden neuen Dämpfer und nebenbei wird auch noch hinten ein Stabilisator getauscht. Der Reservereifen ist mittlerweile auch geflickt und mit einem Schlauch versehen worden. Für all das bezahlen wir etwa 120 Euro. :-)
Die Frauen fahren in der Zeit zum Einkaufen
Es gefällt uns so gut, dass wir noch eine 2. Nacht bleiben. Am nächsten Tag haben wir 350km vor uns nach Mpanda. Die Straße soll schlecht sein, wie schlecht schlecht sein kann merkten wir bald. Wenigstens haben wir die neuen Dämpfer.
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Tipi fährt die ersten 100km, dann gibt sie entnervt auf. Was war passiert? Der Klang unserer Lilly wurde irgendwie immer lauter. Kurzer Stopp, ich schaue unters Auto - da bläst der Auspuff, ist irgendwo undicht geworden. Kann man ja jetzt nicht ändern, also weiter fahren. Die Strecke ist wirklich übel. Wieder mal Rüttelbrett und Schlagloch-Slalom. Extrem anstrengend zu fahren. Dann wird es nochmal lauter. Ich schaue wieder unters Auto - nun ist der Auspuff ganz ab. Direkt am Topf abgerissen. Auch nicht zu ändern, Lilly röhrt nun wie ein Hirsch.
Tipi reicht es. Ich fahre weiter. Nach nochmal 100km ein kratzendes Geräusch unterm Auto. Nun haben wir den hinteren Teil des Auspuff komplett verloren. Ich werfe das Teil auf die Rückbank und weiter geht es.
Langsam reicht es uns. Jeden Tag verliert dieses Auto irgendein Teil. Zwar kein Wunder nach mittlerweile 1000km Dirt-Road, aber es sollte jetzt echt mal aufhören mit den Defekten. Wir konnten zwar immer weiter fahren und haben es irgendwie repariert bekommen, aber das Vertrauen in das Fahrzeug ist dahin. Das Gelände ist einfach zu anspruchsvoll für einen 18 Jahre alten Pajero, so scheint es. Jedes neue Klappern lässt uns aufschrecken, was könnte nun wieder kaputt sein?
Nach 10 Stunden erreichen wir endlich das Ziel. Mpanda - ein übles Nest im Nirgendwo. Es gibt nur ein einigermaßen akzeptables Hotel im Ort. Wir haben keine Wahl und nehmen die besten Zimmer die sie haben. Kostenpunkt 6 bzw. 8 Euro. 8 Euto war die Suite hier. Kann man nicht viel erwarten. Restaurant gab es auch, das Essen war ein Debakel. Huhn mit Pommes und Ei. Ich wusste gar nicht wie zäh so ein Huhn werden kann im Lauf seines langen Lebens.
Als wir abends im Zimmer sitzen klopft es. Vor der Tür stehen 2 Beamte von der Einwanderungsbehörde. Sie schauen sich unsere Pässe und die Visa genau an, machen schließlich sogar Fotos von den Pässen. Sie sind auf der Suche nach illegalen Einwanderern. Da muss man natürlich bei 4 Deutschen ganz genau schauen, die Flüchtlingswelle die von Deutschland nach Tansania schwappt ist ein ernstzunehmendes Problem. Da muss man es in einem Nest in der hintersten Provinz Tansanias schon ganz genau nehmen. Irgendwannn ist das Boot eben voll. Demnächst wird es hier sicher eine Obergrenze für deutsche Flüchtlinge geben müssen.
Hier bleiben wir sicher keinen 2. Tag und brechen früh am nächsten Tag auf. Es geht nach Sumbawanga. Wir bekamen die Info, dass alles geteert sei bis dorthin. April-April, nur die ersten 30km ging es auf Teer, dann kam wieder das bekannte Rütteln, Schütteln und Schlagen. Tipi hat so was von die Nase voll von diesem Land und seinen Horror-Pisten, sie will nur noch auf schnellstem Weg hier raus. Im Mittelteil der heutigen Etappe liegt der Katavi Nationalpark. Ein absoluter Geheimtipp für Tierfreunde. Weil der Park so abgelegen ist trifft man hier nie andere Touristen. Keine organisierte Tour tut ihren Kunden diese Strecken an. Wenn man nur durchfährt, so wie wir, dann kostet es nichtmal etwas. Gleich am Eingang ein riesiger Tümpel. Genau hinschauen , das was aussieht wie eine Schlammlawine, das sind Hippos dicht an dicht.
Etwas später sahen wir noch Giraffen und im Dickicht große Büffelherden. So richtig Lust auf Tierbeobachtungen haben wir allerdings heute nicht. Lilly röhrt immer noch und ich habe alle Augen auf der Straße, die wieder einmal unterirdisch schlecht ist. Die Hoffnung, dass außerhalb des Parks wieder Teerstraße ist zerschlägt sich. Ich habe mich schon damit abgefunden bis ans heutige Tagesziel weiter von Loch zu Loch zu hüpfen, da entfährt Tipi ein Schrei. Ich denke: Totes Zebra? Toter Hund? Nein! Sie schreit: Teerstraße!! Teerstraße!! Juhuh! Tatsächlich, wir empfinden die letzte Stunde gleiten auf glattem Untergrund wie ein Geschenk.
Wieder ist es ein Hotel, das wir für die Nacht auswählen. Wir bekommen 2 ordentliche Zimmer und Strom für die Autos. Da wäre noch der kaputte Auspuff. Ich frage den jungen Mann an der Rezeption nach einer Werkstatt. Er kümmekt sich drum und kurz darauf stehen 2 Männer vor mir, die den Auspuff gleich auf dem Parkplatz reparieren wollen. Von mir aus, denke ich, Hauptsache es hält. Sie machen sich an die Arbeit. Nach etwa einer Stunde sind sie soweit fertig, allerdings muss noch etwas geschweißt werden. Das können sie nicht hier, dazu muss ich mit einem der beiden zu einem anderen Mechaniker fahren, der eine Grube hat. Mit einem Elektroschweissgerät Marke Eigenbau macht der sich ans Werk. Nach 30 Minuten ist alles fertig und der Auspuff hält und ist dicht.
Zur Feier des Tages gehen wir abends alle in die Bongo Bar. Laute Musik, kühles Bier, die Mädels ergattern eine kleine Flasche Gin und mixen sich Gin-Tonic.
Nächster Morgen, letzte Etappe in Tansania. Nur noch etwa 100km, teilweise asphaltiert, um halb 12 sind wir an der Grenze. Die Ausreiseformalitäten dauern rekordverdächtige 45 Minuten. So akribisch und langsam wurden unsere Papiere noch nirgends untersucht, geprüft und gestempelt. Eigentlich kein Wunder, denn schon bei der Einreise erwiesen sich Tansanias Beamte als Zeitdiebe erster Güte. Danach kommen 2km Niemandsland und dann stehen wir vor dem verschlossenen Tor nach Sambia.
Das,war es dann von Tansania. 25 Tage, gut 3000km.
Ich könnte nicht behaupten mich in dieses Land verliebt zu haben. Auf der Haben-Seite steht ganz allein die einzigartige Tierwelt. Andererseits ist dieses Land so schwierig und teuer zu bereisen, dass man die Natur nicht wirklich genießen kann. Miserable Infrastruktur, unverschämte Preise, niedrige Qualitätsstandards - Selbstfahrern kann man nur dringend abraten hierher zu kommen. Es ist mehr ein Ziel für organisierte Reisen.
Eingestellt von tipitom 03:03 Archiviert in Tanzania Kommentare (0)