Wir sind in Isimila African Garden noch eine 2. Nacht geblieben. Es gibt hier reichlich Steckdosen, sogar ganz in der Nähe unserer Stellplätze. Nur leider ist wieder mal Stromausfall den ganzen Tag. Das nervt jetzt langsam echt. Seit Malawi hecheln wir ständig dem Strom für unsere Kühlschränke hinterher. Gegen Abend kommt der Strom endlich wieder, was ein Glück! Kühles Bier zum Feierabend ist beim Camping unverzichtbar.
Tipi hat heute frei, Alina übernimmt das Kochen. Die Eidechse schaut zu.
Ich mache Fotos, Frank trinkt Bier und der Hund tut nix.
Auf dem weiteren Weg fahren wir am nächsten Tag durch Iringa. Letzte Gelegenheit für Einkäufe. Supermarkt ist wieder nicht. Wir laufen 3 Geschäfte an, bis wir so in etwa das haben was wir brauchen. Kurz danach geht der Tageszähler wieder auf Null. Zeit für unser viertes 1000km-Selfie mit Puli.
Nördlich von Iringa, Richtung Dodoma fährt man auf einer nagelneuen Teerstraße. Tolle Landschaft auch heute wieder.
Wir kommen an einen Stausee und fahren ein Stück querfeldein zum Wasser.
Auf der weiten Ebene hüten Masai ihre Ziegen
Danach kommt eine kurvige Bergstrecke, es macht richtig Freude hier auf dem nagelneuen Asphalt zu fahren. Die Gegend erscheint völlig menschenleer, aber irgendwo zu Beginn muss ein Polizist mit Handy gestanden sein. Frank fährt heute voran und wird fotografiert ohne es zu merken. 50km später werden wir beide an einer Polizeikontrolle gestoppt. Das Foto wird per WhatsApp verschickt. Sehr modern hier die Polizei. .
. Was nun kommt kennen Tipi und ich ja schon. Dieses Mal sehen wir es als Zuschauer aus der ersten Reihe. Langes Palaver, Alina zeigt dem Beamten ihren Polizeigeldbeutel, in dem sich nur gut 20.000 Shilling befinden. Die Strafe beträgt aber 30.000. Das scheint hier der Standardtarif zu sein. Sie kommt zu unserem Auto um sich die angeblich fehlenden 10.000 zu leihen.
Hinter ihr steigt Frank aus dem Auto und was dann passiert ist reinstes Slapstick. Er wollte wohl seinen Führerschein aus dem anderen Geldbeutel holen und wusste nicht, dass darin die gesamte Ladung Bargeld vom letzten Geldautomaten war. Beim Öffnen flattern Dutzende 10.000 Shilling-Scheine durch die Gegend und auf die Straße. Frank und der Polizist rennen dem Geld hinterher und sammeln alles ein. Tipi und ich können uns vor Lachen kaum halten.
Der wunderbare Bargeldfund verteuert die Strafe erstaunlicherweise nicht. Sie bezahlen ihre 30.000 (12 Euro), bekommen eine Quittung und es kann weiter gehen.
Heute hätten wir es gar nicht so weit gehabt und wären früh angekommen...ja wenn die Angaben auf den Karten eben mal stimmen würden. Das angepeilte Camp existiert nicht. Wir müssen 150km weiter fahren zum Amarula Camp. Davor ist nichts mehr. Wolken ziehen auf und wir erleben unseren ersten Regen auf der Strecke.
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Als wir im Camp ankommen ist keiner da uns zu empfangen. Nicht wild, die werden schon kommen. .
. Hier gibt es praktisch nichts. Kein Strom, kein Wasser - nur einen Stellplatz und schöne Aussicht. Das waren heute dann 470km - ein neuer Tagesrekord.
Es gibt einen Unterstand, den wir als Camp-Küche verwenden können und einen weiteren zum Sitzen und Essen. Mittlerweile sind auch 2 Aufpasser eingetroffen. Paolo und Mohamadi. Beide sprechen kein Wort Englisch, aber können uns trotzdem vermitteln, dass wir 10US$ pro Person zahlen müssen. Ziemlich viel für praktisch nichts, aber was soll man machen. Weit und breit gibt es keine andere Übernachtungsmöglichkeit. Das man in Tansania viel für Wenig bezahlt haben wir schon gelernt.
Immerhin kocht einer Wasser für mich, so dass ich eine Art Dusche mit Kelle aus Eimer machen kann. Alle anderen verzichten. Ihnen ist es zu kalt und zu dunkel. Auch unser Geschirr will Paolo unbedingt spülen. Sehr zum Unmut von Tipi. Sie ist überzeugt, dass Paolo niemals ihren Standard an Sauberkeit beim Geschirrspülen gerecht werden kann. Schon gar nicht mit dem versifften Schwamm den er dafür benutzt. Tags darauf hat sie alles nochmal gespült.
Vom Amarula Camp geht es früh los. Wir haben heute gut 300km zu fahren und Einkaufen wollten wir auch noch. Das geht gut in Arusha. Für uns wahrscheinlich die beste Stadt in Tansania zum Einkaufen. Angeblich soll es hier sogar möglich sein unsere südafrikanischen Gasflaschen zu füllen. Heute fährt Tipi und sie hat überhaupt keinen Spaß an dem Stadtverkehr Stop-and-Go. Wir kommen kaum voran und die Zeit rennt uns weg. Gas kriegen wir nicht gefüllt, weil man gerade 2 Stunden Mittag macht als wir ankommen. Aber immerhin wissen wir jetzt wo es was gibt und beschließen unverrichteter Dinge weiter zu fahren und auf dem Rückweg hier nochmal Halt zu machen. In der Stadt gibt es ganze Alleen der wunderschönen blauen Jacaranda-Bäume.
Wir sind nicht mehr weit weg vom Kilimandscharo, eigentlich sollten wir ihn schon längst gesehen haben. Leider hüllt er sich in eine dichte Wolkendecke und wir sehen nur die Ausläufer der Flanken. In den nächsten 2 Tagen wollen wir den Berg komplett umrunden. Irgendwo auf den 200km wird der Himmel sich schon mal aufklaren - so der Plan.
Wir biegen von der Hauptstrecke nach Norden ab und beginnen unsere Umrundung im Uhrzeigersinn. Bald endet die Teerstrecke und wir sind wieder mal auf einer Staub-Schotterpiste mit Tempo 30, weil alles als Baustelle gekennzeichnet ist. .
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. Plötzlich taucht eine Herde Zebras vor uns auf. Damit hätten wir außerhalb des Nationalparks nicht gerechnet.
Zum ersten Mal sehen wir Wildtiere hier in Afrika ohne dafür zu bezahlen. Kurz vor unserem Tagesziel, der Simba Farm Lodge, fängt es an zu regnen. Die Piste verwandelt sich in eine Schlamm-Rutschbahn.
An der Farm angekommen zeigt man uns die Campsite hinter dem Haus. Die ist nur über einen völlig vermatschten, aufgeweichten Schlammweg zu erreichen. Ich versuche es zuerst, aber Lilly hat wieder mal nur Antrieb von hinten - nix Allrad! Zwecklos, ich gebe nach wenigen Metern auf und lasse mich zurückrollen. Nun darf es Frank probieren. Er kommt ein Stück weiter, aber dann ist auch für ihn Ende Gelände. Nur mit viel Mühe kommt er wieder aus dem Schlam(m)assel.
20 Minuten später stehen wir wieder auf dem Parkplatz der Lodge, nun mit völlig eingesauten Fahrzeugen. Mit Camping wird das nix heute. Überall ist alles nass, schlammig, schmutzig. Wo sollen wir hier kochen, abwaschen, schlafen?
Es gibt hier Zimmer mit Halbpension zum stolzen Preis von 70 US$ pro Person. Das ist verdammt viel für unser Budget, aber wieder haben wir keine Wahl. Weiterfahren bringt nichts, denn auch hier ist weit und breit keine alternative Übernachtungsmöglichkeit. Es ist dunkel und regnet immer noch. Man war nicht auf uns vorbereitet und wir müssen warten bis die Zimmer fertig sind.
Die Aussicht über den Garten zum Mt. Meru ist traumhaft schön.
Tipi möchte duschen, aber es gibt nur lauwarmes Wasser. Wir sind auf 1700m, die Luft ist kalt, da hätte man schon gerne eine zumindest warme Dusche. Wir reklamieren die kalte Dusche und werden vertröstet, wir sollen das Wasser laufen lassen, dann wird es schon warm, heisst es. Tipi steht 10 Minuten nackt unter der Dusche und friert. Das Wasser bleibt kalt. Nun heisst es wir sollen 15 Minuten warten, dann sei der Boiler heiss. Als auch nach 20 Minuten sich temperaturmäßig keine Besserung eintritt, gibt Tipi auf. Es wird heute nix mit Dusche - und das bei dem Preis hier.
Abendessen auf der eigenen Terasse. 3-Gänge-Menu, das Beste war die Butternut-Suppe. Das Filet war ein wenig zäh und der Nachtisch war eher geschmacklos.
Ein fetter Käfer verfliegt sich von der Lampe über dem Tisch angezogen.
Das Haus in dem wir uns 2 Zimmer, Bad und Wohnzimmer teilen sehr geschmackvoll eingerichtet. Es ist eine ehemalige deutsche Farm, die nun von Holländern bewirtschaftet wird.
Wir machen Feuer im offenen Kamin und quatschen bis um 11 der Generator abgeschaltet wird. Das Frühstück am nächsten Morgen ist allerfeinst. Pfannkuchen, Eier, frisches Brot, Toast und Müsli. Wir essen bis wir fast platzen.
Vom Kilimandscharo haben wir immer noch nichts gesehen. Der Berg nebenan heisst Meru und ist immerhin der 4.-höchste In Afrika. Von dem sehen wir wenigstens etwas auf der Fahrt...
...und ein bisschen mehr am Abend.
Nächster Morgen, selbes Spiel - nix zu sehen vom Berg. Wir setzen unsere Umrundung zunächst Richtung Norden fort, biegen dann ab nach Osten und fahren entlang der kenianischen Grenze. Wir sind so nahe an der Grenze, man könnte rüber spucken. Rüber fahren werden wir allerdings nicht. Wir haben Kenia aus dem Programm gestrichen. Die politische Lage ist dort nach den Wahlen zu unsicher geworden. Vor allem im Westen, genau da wo wir auf dem Weg um den Victoria-See durch wollten, ist es unruhig und gefährlich geworden.
Wir fahren weiter und beenden die Umrundung im Süden in einem Ort namens Moshi in Key's Lodge ohne auch nur ein einziges Mal die Spitze des Berges gesehen zu haben. Eine herbe Enttäuschung. Die Campsite hier ist eigentlich ziemlich perfekt, wenn nur nicht schon wieder Mal der Strom weg wäre. Wir werden vertröstet auf 7 Uhr abends. Als um 9 Uhr der Strom immer noch nicht da ist, wir im Dunkeln sitzen und unser Kühlschrank immer wärmer wird, rastet Tipi aus. Sie geht wütend zur Rezeption und macht dort ordentlich Rabbatz. Davon kommt zwar der Strom erstmal nicht zurück, aber sie fühlt sich danach viel besser.
Eine halbe Stunde später gehen die Lampen wieder an, der Kühlschrank läuft, die Laune hebt sich. Wir sind hier relativ weit unten, nur auf etwa 800m, aber in der Nacht ist es erfreulich kühl.
Am nächsten Morgen fahren wir zum 2. Mal nach Arusha. Großeinkauf und Gasflaschen füllen. Letzteres gelingt uns auch, ist aber erheblich komplizierter als wir dachten. Im Laden in der Stadt müssen wir bezahlen, dann fahren wir mit Quittung und Flaschen zum Lager 5km weiter. Dort füllen sie dann endlich unsere Flaschen. Das sollte nun für 2 Monate reichen.
Der Weg zum heutigen Camp führt mitten in der Stadt über unglaublich schlechte Wege. Unglaublich, aber vor mir fährt ein Minibus über ein Stück von dem ich dachte, es wäre mit unseren Overlandern schwierig drüber zu kommen. Hinter mir bezwingt ein normaler PKW ebenfalls diese Trial-Strecke. Unfassbar! Hier dreht sich auch der Zähler zum 5. Mal. Schon wieder Zeit für das 1000km-Selfie.
Letzter Stop im Kulturzentrum um Postkarten und Briefmarken zu kaufen. Die Damen gehen alleine. Das kann jetzt dauern, denn es gibt dort auch Souvenirstände. Ich packe die Stühle aus und wir warten auf dem Parkplatz.
Nun sind es nur noch 30km bis zur Snake Farm Lodge, unsere Campsite für die nächsten beiden Tage. Die hatten wir auf dem Hinweg schon ausgekundschaftet. Hier schien alles zu passen. Telefonnetz, Strom, Warmwasser - OK.
Nur auch hier wieder ein Haken: Es gibt keinen Waschbecken zum Geschirr abwaschen, nur ein Wasserhahn 100m entfernt. Es ist zum verrückt werden, nirgends denkt hier einer wirklich an Camper und ihre Bedürftnisse. Hübsch ist es hier dennoch. Viele blühende Büsche...
...und es ist ein Vogelparadies.
Snake Lodge kommt nicht von Ungefähr - es gibt hier einen kleinen Reptilienzoo mit einer beeindruckenden Sammlung von Giftschlangen.
Ein kleiner Nachtrag zur Meserani Snake Farm. Vögel haben es normal schwer bei mir in den Blog zu kommen. Aber die Vögel auf diesem Campingplatz haben es mir angetan. Vor allem die Sittiche, deswegen ein kleines Video und noch ein Foto. .
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Nun sind wir in Karatu, am Fuss des Ngorongoro Krater angekommen. Das war nur eine kurze Fahrt - 120km in 2 Stunden. Die Flamingo Lodge hier erweist sich als nahezu perfekter Ort für uns. Strom fast ohne Ausfälle, eine Camp-Küche, heiße Duschen, ein schattiges Plätzchen für die Autos - Tipi strahlt.
Von hier zum Eingang zum Ngorongoro Nationalpark sind es nur noch 15km. Die Idee mit eigenen Autos da reinzufahren mussten wir aufgeben - es ist einfach zu teuer. Statt dessen buchen wir eine Tour mit einem örtlichen Tour-Operator. Das kostet allerdings immer noch 200 US$ pro Person für den Tag. Tansania ist definitiv kein Billigland.
Am nächsten Morgen geht es los. Leon ist unser Fahrer und Guide. Am Tor geht es recht zügig, obwohl etwa ein Dutzend Fahrzeuge vor uns sind. Auch hier wird wieder viel Papier produziert, aber wir sind in 15 Minuten durch.
Es gibt nur 3 Straßen die in den Krater führen, 2 davon sind Einbahnstraßen. Will man hinein, fährt man zunächst etwa 40km am Kraterrand entlang. Ausblick hat man hier allerdings wenig und wenn dann auf die Außenseite. Auch sehenswert.
Der Krater wird von Maasai als Weideland genutzt.
Giraffen findet man nur hier oben, keine hat es bis hinunter auf den Kraterboden geschafft.
Bevor es die steile Strecke hinunter geht, gibt es noch einen Aussichtspunkt mit Blick über den ganzen Krater. 600m unter uns eine Büffelherde von etwa 100 Tieren. Zwar weit weg, aber immerhin schon Mal der erste der Big 5
Nach einer haarsträubenden Abfahrt gibt es gleich mal eine Verschnaufpause am Kraterboden. Erstaunlicherweise darf man hier aussteigen.
Hier gibt es anscheinend keine gefährlichen Tiere - nur Gnus und Zebras
Und ein Warzenschwein
Mehrere 1000 Gnus leben hier dauerhaft. Sie müssen nicht wandern wie ihre Verwandten in der Serengeti. Hier gibt es immer etwas zu Fressen.
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. Dann zieht die Karawane los. Obwohl gerade Nebensaison ist, sind sicher an die 100 Fahrzeuge in dem kleinen Park unterwegs.
Es verteilt sich aber doch ganz gut im Lauf der Safari. Größere Staus hatten wir nicht. Die Tiere interessieren sich nicht für die stinkenden Klapperkisten. Diese Büffel ignorieren uns glatt oder schauen höchstes mal gelangweilt in unsere Richtung.
Vereinzelt stehen Strauße in der Landschaft
Hyänen dürfen auch nicht fehlen
Gegen Mittag kommen wir an einen Hippo-Pool, dieses Mal ohne tote Tiere.
Dann der Höhepunkt der Tour - 2 junge männliche Löwen räkeln sich in der Sonne.
Katzen sind doch alle gleich.
Dann verschwinden sie im Unterholz
Etwas später dann 3 Löwinnen, die gespannt eine kleine Gruppe von Büffeln fixieren. Die Büffel haben die Löwen auch gesehen, überlegen ein wenig und verschwinden dann in die andere Richtung.
Danach legt sich die Anspannung der Großkatzen.
Eine Stunde später machen wir Mittagspause an einem kleinen See. Auch darin leben Hippos, aber erstaunlicherweise darf man auch hier aussteigen. Mit uns machen noch mindestens 30 andere Touren hier Rast
Auf speziellen Wunsch Tipi's noch ein paar Vogelbilder. Kronenkranich und ägyptische Gans.
Die Landschaft hier unten ist Afrika pur.
Immer wieder stehen Zebras nahe an der Straße
Elefanten sind hier auch keine Seltenheit. Dieser hier ist nun der 3. der Big 5. Fehlt nur noch das Spitzmaulnashorn, dann haben wir auf dieser Reise alle gesehen.
Ein letztes Bild vom Krater auf dem Weg nach oben.
Wir bleiben noch eine 3. Nacht in der Flamingo Lodge. Was in den nächsten Tagen auf uns an Unterkünften wartet wird sicher nicht so komfortabel sein. Leider regnet es am 3. Tag fast komplett durch. Wir sitzen mit Pullovern, Socken und Jacken in der feuchten Kälte. Afrika ist manchmal so völlig anders als man erwartet.
Heute haben wir nur eine kurze Etappe von 135km zu fahren. 30 davon auf guter Teerdecke, der Rest über Feldweg, der richtig übel sein soll. Es geht zum Lake Natron, ein alkalischer, rosaroter See, mit riesiger Flamingopopulation. Als wir von der asphaltierten Straße abbiegen, geht es die ersten 40km sehr gut voran. Wieder mal tolle Landschaft mit Baobab Riesen.
Etwas Waschbrettpiste, aber gut zu fahren. Wir freuen uns bereits auf eine frühe Ankunft als es im Innenraum plötzlich verbrannt riecht. Ich steige aus und schaue unters Auto, auf der Suche nach der Quelle. Am rechten Rad tropft eine schwarze, ölige Flüssigkeit in den Sand. Nicht gut! Bremssattel und Antriebswelle sind völlig eingesaut. Nur was ist da undicht geworden, wo kommt das Öl her? Frank sieht sich die Sache an und bemerkt die verschlissene Manschette der Antriebswelle. Erste Verdachtsdiagnose: Da kommt das Öl raus.
Mit speziellen Plastikstreifen, Isolierband und Kabelbindern flickt er die Manschette provisorisch. Was soll man auch sonst tun. Wir sind so ziemlich am abgelegensten Punkt der gesamten Afrikareise. Einen ungünstigeren Ort für einen Defekt konnte es praktisch nicht geben. Wir fahren vorsichtig weiter und checken alle 20km ob wieder etwas rausläuft. Das Provisorium hält anscheinend. Die Strecke ist schlimm und wird immer schlmmer. Tiefes Waschbrett wechselt mit Sand und Schlaglöchern. Ein-, Zweimal sitzen wir trotz großer Bodenfreiheit auf.
2km vor unserem Tagesziel ein Schlagbaum. Dort müssen wir diverse Gebühren entrichten. Für jede Person 35 Dollar und 20 fürs Auto. Davon hatten wir gelesen und bezahlen alles in bar, denn hier gibt es weder Strom noch Telefon.
Vor der Tür steht einer in grüner Montur und fragt ob wir über Nacht hier bleiben. Ich bin heute entnervt wegen dem kaputten Auto und der Hitze und denke mir, dass ihn das nichts angeht. Gesagt habe ich ihm, dass wir das noch nicht wissen. Vielleicht bleiben wir da, vielleicht auch nicht.
Er meint falls wir dableiben, müssten wir eine Genehmigung haben, die kostet rund 40 Dollar pro Person. Ich glaube ich spinne. Erstens hat uns niemand vorher gesagt, dass das hier ein Naturschutzgebiet mit Eintritt ist und daher haben wir keine Genehmigung und zweitens nervt es langsam unglaublich, dass hier überall diverse Organisationen Schlagbäume an der Strecke errichten und Gebühren für alles Mögliche verlangen. Immer in Dollar, immer mindestens 2-stellig - das in einem Land mit geschätzten Durchschnittseinkommen von 50 Dollar im Monat.
Ich habe genug von dieser Unterhaltung und lasse den Kerl stehen. Wir fahren zu unserer Campsite. Die hat schöne Aussicht, aber sonst nichts. Der Vulkan, den man in etwa 10km Entfernung sieht, ist postkartenschön. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, welches Bild das schönste ist. Entscheidet selbst welches euch am besten gefällt.
Verschwitzt, völlig durchgerüttelt und immer noch besorgt um unser Auto schlage ich unser Lager auf.
In der Nähe gibt es einen kleinen Wasserfall. Will man den besuchen werden 20 Dollar pro Person fällig. Immerhin ist darin der Guide enthalten, der uns morgen auch an den Natron-See begleiten wird. Nicht dass man so einen Guide unbedingt brauchen würde, aber ohne ihn und vor allem ohne extra zu bezahlen, darf man halt nicht losmarschieren.
Am Eingang zur Schlucht wird Wäsche gewaschen.
Der Wasserfall ist nicht wirklich groß oder bemerkenswert, dafür ist der Weg dorthin durch die Schlucht ein Erlebnis. Mehrfach überqueren wir hüfttief im Wasser den Fluss oder waten ein Stück darin. Sehr erfrischend nach dem langen, heißen Tag heute.
Tipi zerreißt sich die Hose bei der Kletterei. .
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Abschlußfoto mit Guide
Am Weg zurück ins Dorf lauern uns Schmuckverkäuferinnen auf. Tipi und Alina kaufen natürlich beide etwas fürs Hand- und Fußgelenk.
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. Bis wir im Camp sich wird es schon langsam dunkel.
Nach dem Essen geht ein schöner Vollmond auf. Bald gehen wir in die Zelte und schlafen hervorragend hier auf 1500m Höhe in einer angenehm lauwarmen Nacht.
Am nächsten Morgen taucht pünktlich unser Guide auf. Wir frühstücken erstmal gemeinsam und fahren dann die 10km gemeinsam zum See. .
. Für den Guide haben wir Platz auf unserer Rückbank gemacht, er wollte sonst auf dem Dach mitfahren.
Der See ist zur Zeit nicht rosarot, aber ein paar Tausend Flamingos sind es. Das Ufer ist flach und trocken, dennoch bleiben wir weit vor der Wasserkante stehen, denn unter der trockenen Schicht ist Matsch und die Gefahr zu groß hier stecken zu bleiben.
Am Weg ein totes Zebra .
. Etwa 1 Stunde betrachten wir die Vögel aus der Ferne, dann gehen wir zurück zum Auto. Da warten dann wieder die Schmuckverkäuferinnen, dieses Mal brauchen wir allerdings nichts.
Wir fahren wir zurück ins Dorf. Dort wollen wir unseren Guide absetzen und direkt weiter fahren nach Loliondo. Daraus wurde dann allerdings nichts.
Gestern waren wir auf dem Weg zurück vom Lake Natron als uns zwei Uniformierte mit Gewehren auf Motorrädern stoppen. Da bleibt man besser mal stehen. Der Typ von gestern, der mich so genervt hat ist auch wieder dabei. Sie wollen nun das Geld für die Übernachtung. Allerdings nehmen sie kein Bargeld, wir müssen das online bezahlen und vorab eine Genehmigung einholen. Dafür ist es nun aber irgendwie zu spät und es entspinnt sich eine längere zum Teil höchst unfreundliche Unterhaltung zwischen mir und den beiden.
Nach endlosen Hin und Her und Telefonat mit seiner Chefin dürfen wir bar vor Ort bezahlen. Der Trick mit "wir haben nicht so viel Bargeld" hatte nicht funktioniert. Für den Fall hätte ein Auto 100km vier Stunden zum Geldautomaten und zurück fahren müssen, das andere wäre quasi als Geisel zurück geblieben. Also "finden" wir die fehlenden 100 Dollar und bezahlen zähneknirschend. Durch diese Zusatzabgabe ist uns der See und der Wasserfall preismäßig unverschämt teuer geworden. Man kann eigentlich niemanden raten mit eigenem Auto hierher zu fahren. Es ist das Geld definitiv nicht wert. Tansania bestraft Selbstfahrer wie uns bei jeder Gelegenheit. Immer wieder wird für Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen ein Vielfaches an Gebühren fällig.
Mit über 2 Stunden Verspätung geht es nun an die 100km nach Loliondo. Tipi fährt und hat bald wenig Spaß an der Rüttelstrecke. Ansonsten hatte sie immer viel Freude am Off-Road-Fahren. Wir haben auch wieder Beifahrer getauscht und ich fahre bei Frank im Landrover mit. Das tut mir gut, denn so bekomme ich nicht mit wie Lilly unter der Strecke leidet.
Wir brauchen an die 4 Stunden für die Strecke - nur ein 25er Schnitt, dennoch fühlte es sich an als ob wir die Fahrzeuge an der Belastungsgrenze bewegen. Das Quartier für die Nacht ist keine wirkliche Campsite für Overlander wie uns, aber es gibt Platz für die Autos im Garten eines Guesthouse. Wir mieten ein zusätzliches Zimmer im Haus für Toilette und Dusche für uns alle. Wir sind auf 2000m Höhe und Nachts wird es hier richtig kühl. Dennoch hätten wir gerne Strom für unsere Kühlschränke. Der junge Campmanager, der aussieht wie Will Smith, überlegt kurz und hat dann eine Idee. Er bestellt einen Elektriker und lässt fur uns ein Kabel quer über den Hof verlegen. Die Steckdose wird an einen Baum geschraubt. Super!
Wir bleiben 2 Nächte, denn für den anderen Tag haben wir einen Mechaniker gefunden, der sich unsere Lilly anschauen will. Es ist Samstag Abend und einige Einheimische laden uns ein mit ihnen zu feiern. Es gibt einen Cocktail aus Rum, Red Bull und Soda aus kleinen Eimern. Mein Brummschädel am nächsten Morgen ist die logische Folge.
Der Mechaniker taucht gegen halb 10 auf und nicht um 8 wie ausgemacht. Wegen meinen Kopfschmerzen bin ich direkt dankbar dafür. Ich muss das Zelt abbauen, denn seine "Werkstatt" ist etwa 1 km weiter. Frank fährt mit zu dieser Werkstatt, die im Prinzip aus einer Grube und einigen Schrottfahrzeugen rundherum besteht.
Nun gilt es erstmal den Fehler zu finden. Die Antriebswelle war es nicht, auch nicht das Differential. Es stellt sich heraus, dass die in Südafrika neu eingebauten Stoßdämpfer geplatzt sind. Das Öl auf der rechten Seite stammte aus einem der Dämpfer. Ersatz ist hier nicht zu bekommen, also lassen wir den Mechaniker alles wieder zusammen bauen.
Damit er wenigstens ein Erfolgserlebis hat lasse ich ihn die Wisch-Wasch-Anlage reparieren. Ich vermute nur einen losen Schlauch, denn wenn man Wasser einfällt kommt das sofort wieder unten raus. Das Problem hatten wir schon von Anfang an, aber jetzt mit dem vielen Staub hätten wir schon gerne saubere Scheiben. Mit dem Erfolgserlebis für den Mechaniker wurde es leider nichts. Ein Tier hatte Schlauch und Behälter völlig zerbissen - Reparatur unmöglich, Ersatzteil hier nicht zu beschaffen.
Frank hat aber eine Idee.
So provisorisch das auch aussieht, es funktioniert und wir haben nun saubere Scheiben.
Zurück an der Campsite treffen wir ein deutsches Paar das mit Miet-Overlander unterwegs ist. 3 Wochen Safari in diversen Parks. Was die Beiden da machen kostet aber mal so richtig viel. Mehr Geld für weniger Komfort kann man wohl kaum wo in der Welt ausgeben. Das Erlebnis zählt. Am Abend regnet es schon wieder, sehr ungemütlich. Die Regenzeit ist nun wirklich gekommen und wir müssen zusehen, dass wir schnell nach Süden ins Trockene fahren.
In dieser Nacht schlafe ich sehr schlecht. Die letzten beiden Etappen waren übel und was uns nun bevorsteht ist Quasi die Königsetappe über Stock und Stein. 280km, quer von West nach Ost durch die ganze Serengeti. Kein Dorf, keine Tankstelle, keine Werkstatt auf der gesamten Strecke. Wenn da bloß mal nichts kaputt geht. Dazu kommt nun die Erkenntnis, daß wir alles praktisch ohne Stoßdämpfer fahren müssen. Der vorne rechts ist nutzlos und die anderen 3 völlig am Ende. Diese Rüttelpisten ohne Dämpfung zu fahren ist für Mensch und Material eine Folter.
Für die ersten 60km brauchen wir 2 Stunden, das geht eigentlich. Schon der Weg zum Eingang der Serengeti ist so übel, dass mir die Halterung der Reservekanister fast vom Dach fliegt. Ich schütte den Inhalt der Kanister in den Tank und werfe die leeren Blechkanister ins Auto, wo sie in den nächsten 9 Stunden höllischen Lärm machen.
Wir sind um 9 Uhr am Eintrittstor zur Serengeti. Kleins Gate - der nördlichste Punkt unserer Afrika-Rundfahrt. Ab nun geht es quasi nach hause. Der Ranger dort kassiert das Geld und klassifiziert unsere Fahrzeuge als zu leicht, daher sparen wir pro Auto an die 100 Euro für die Durchfahrt. Da war unsere Laune noch prima.
Die Piste fordert meine ganze Aufmerksamkeit, ich habe kaum einen Blick für die riesigen Gnuherden, die Zebras, Giraffen und Büffel.
Wir müssen aufs Tempo drücken, denn um 18 Uhr macht das Tor auf der anderen Seite des Parks zu und bis dahin müssen wir durch sein. 9 Stunden klingt reichlich für 200km, war aber kaum zu schaffen. Ich fahre so schnell es die Piste zulässt, wir machen kaum Pausen für Fotos und trotzdem schaffen wir in den ersten 4 Stunden nichtmal einen 25er Schnitt.
Für eine Gruppe Elefanten, die die Straße kreuzen müssen wir anhalten.
Ebenso für diese Schildkröte
Eine Topi-Antilope posiert fürs Verbrecheralbum
Gegen Mittag dann doch eine kurze Essenspause an einem Hippo-Pool
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. Dann spinnt unser Navi und wir Verfahren uns auch noch. Wenigstens hatten wir eine schöne Aussicht dabei.
Für diese kleinen Mungos hielten wir kurz an und machten Fotos, was wir sofort bereut haben. Durch die offenen Fenster kamen ein Dutzend Tse-Tse Fliegen ins Auto. Bevor wir alle erledigt hatten haben wir etliche Stiche abbekommen.
Hier noch ein paar Impressionen vom hässlichsten Vogel im Park.
Um 4 Uhr, 40km entfernt vom rettenden Gate, zieht der Wagen plötzlich heftig nach links. Frank, der hinter mir fährt, funkt, dass mein Vorderreifen platt ist. Er war mit Alina zurück geblieben um ein Rudel Löwen zu beobachten. Tse-Tse hin, Löwen her. Ich steige aus und betrachte den Schaden. Der Reservereifen muss her. Viel Zeit haben wir nicht. Alles muss jetzt schnell gehen.
Wagenheber, Radkreuz raus - verdammt wo ist die Verlängerung? Ich schmeiße das ganze Werkzeug auf die Straße auf der Suche danach. Nix! Frank hilft aus mit einer Ratschenverlängerung. Zu zweit nehmen wir den platten Reifen ab und montieren das Reserverad. Ich werfe das ganze Werkzeug wieder ins Auto. Alles zusammen dauert nichtmal 20 Minuten.
Nun aber Gas! Ich fahre was geht, fliege mehrfach fast aus der Bahn, aber wir schaffen es tatsächlich sogar bis 5 Uhr zum Gate. Das ist das Foto am Ausgangsgate. Es ist mehr ein "Wir haben es geschafft"-Bild geworden. Tipi möchte sich heute am liebsten nur noch in Cocktails ertränken.
Vom Gate zur Campsite sind es nur noch 2km. Es langt auch wirklich für heute. 10 Stunden Fahrt waren mehr als genug. Wir schaffen es gerade noch unser Lager aufzuschlagen, bevor der Regen kommt. Auf Kochen hat heute keiner mehr Lust. Obwohl es ein brauchbare Campküche gibt, gehen wir nur noch an die Bar der Lodge und essen dort eine Kleinigkeit. Cocktails gab es dort nicht, was Tipi mit folgendem Zitat kommentierte: "Da will ich mich mal besaufen und nicht mal das klappt hier"
Am Klo hängen hier 2 Fledermäuse, Tipi findet sie sehr niedlich.
Genau wie diesen Grashüpfer
Nach der gestrigen Tortur brauche ich einen Pausetag. Wir nutzen ihn um das Chaos im Auto zu beseitigen und Tipi putzt was geht, um den Staub der letzten 3 Tage los zu werden. Abends kochen wir wieder am offenen Feuer. Unter dem Feuerholz war diese Kleine versteckt.