Der Autokauf
Ein Geduldsspiel
02.09.2017 - 06.09.2017
25 °C
Ein Auto in Südafrika zu kaufen und rechtmäßig zu besitzen ist möglich, aber alles andere als einfach. Vor 4 Jahren habe ich diese Übung schon einmal durchexerziert.
Am Anfang steht die Auswahl des passenden Fahrzeugs. Auch dieses Mal hätte ich gerne wieder einen Toyota gekauft, es war aber nix Passendes auf dem Markt. Nicht mehr als 10.000 Euro soll unser zukünftiger Overlander kosten, aber voll für Safari ausgestattet sein. Für langwierige Umbauarbeiten haben wir keine Zeit. 4-Rad-Antrieb, Dachzelt, 2. Batterie und Kühlschrank muss er haben, alles andere ist optional.
Die größte Markt für diese Art von Fahrzeugen ist in Kapstadt. Nur leider können wir dort unsere Rundfahrt nicht beginnen. Es ist einfach zu kalt dort um diese Jahreszeit. Unter 10° Grad in der Nacht im Zelt - so macht Camping keinen Spaß. Deswegen müssen wir im Norden des Landes Ausschau halten. 5 Kandidaten hatte ich in der engeren Wahl, einer blieb übrig. Ein Mitsubishi Pajero mit voller Ausstattung. Laut Annonce im Internet steht das Fahrzeug in Phalaborwa, in der Nähe des Krüger Parks, im Nord-Osten des Landes. Das würde passen, denn von dort könnten wir unseren Trip direkt nach Norden Richtung Mosambik fortsetzen und hätten es von Anfang an schön warm im Zelt.
Den Mietwagen vom Flughafen haben wir für eine Woche gebucht, mit Rückgabe in Phalaborwa. Erste Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer. Er heißt Laurence und das Auto steht nicht in Phalaborwa sondern in Hoedspruit etwa 100km südlich. Mehr erfahren wir zunächst nicht. Weitere Nachfragen ergeben, dass sich jemand namens Estie um den Verkauf kümmert, da Laurence nicht im Land ist. Telefonisch ist der Verkäufer nicht zu erreichen, alles läuft sehr zeitversetzt über Email.
Wir wollen das Auto am Samstag nachmittags sehen, da schaltet sich auf einmal ein Jaques in die Email-Konversation ein. Er ist der Auto-Doctor und Besitzer einer Werkstatt und dort steht der Wagen. Besichtigen können wir ihn aber erst am Montag, denn jetzt ist Wochenende und sie haben privat alle was vor.
Das ist für uns nicht akzeptabel, wir haben uns angekündigt und bestehen darauf heute am Samstag oder spätestens morgen eine Probefahrt zu machen. Die Hartnäckigkeit zahlt sich aus, wir bekommen am Nachmittag tatsächlich die Gelegenheit einen kurzen Blick auf den Wagen zu werfen.
Fahren können wir dann aber erst morgen am Sonntag damit. Der erste Eindruck ist gut, der Wagen hat alles was wir brauchen. Bei der Gelegenheit stellen wir dann auch fest, dass Laurence eine Schweizerin und Estie die Frau vom Auto-Doctor ist.
Am Sonntag dann Probefahrt. Nach 2 km fängt es im Wagen furchtbar verbrannt an zu riechen. Es qualmt aus dem Aschenbecher. Wir brechen die Probefahrt ab und fahren zurück zur Werkstatt. Der Mechaniker kriecht unters Auto und gibt Entwarnung. Nur ein wenig Motoröl das beim Nachfüllen verschüttet wurde verkokelt auf den Auspuffkrümmern.
Wir sind erstmal beruhigt, aber warum ist das Auto vorne so schief? Ein Stoßdämpfer ist fest und wir lenken die nächste Probefahrt auf eine Schlaglochpiste in der Hoffnung, dass der Dämpfer sich löst. Das Einzige das sich löst ist dann allerdings ein Reservekanister vom Dach. Der war auch noch voll und sieht nach dem Absturz ziemlich verbeult aus, ist aber noch dicht und verwendbar. Nur die Halterung auf dem Dach muß neu gemacht werden.
Wir informieren Laurence per Email über den kaputten Stoßdämpfer und die Halterung und nehmen das Auto, wenn sie die Reparaturen zahlt. Wieder mal dauert es fast einen ganzen Tag bis Antwort kommt. Sie hätte gerne den Kaufpreis per Banküberweisung in die Schweiz. Langsam blicken wir durch. Ihr gehört der Wagen, mit dem ist sie 6 Monate bis rauf nach Uganda getourt. Im Prinzip genau die Route, die wir auch nehmen wollen. Um sich den Kampf mit den Behörden zu sparen, blieb der Auto-Doctor als Besitzer in den Papieren eingetragen.
Wir beauftragen die Reparaturen und erfahren, das Auto könnte am Montag Nachmittag fertig sein. Banküberweisung machen wir auf der Stelle, ziehen nur den Kostenvoranschlag der Werkstatt vom Kaufpreis ab. Wir senden Laurence einen Screenshot von der Überweisung und sind ein klein wenig euphorisch, dass nun alles so schnell geklappt hat. Daß ich als Ausländer hier in diesem Provinznest Hoedspriut keine Zulassung auf meinen Namen bekomme, ist ein kleiner Wermutstropfen. Wir machen das in Nelspruit auf dem Weg ist unser Plan.
Leider haben wie die Rechnung ohne unsere schwer erreichbare Besitzerin gemacht. Die meldet sich nämlich mal wieder nicht und ohne ihr Okay gibt der Auto-Doctor den Wagen nicht raus. Was ein Mist! Wir sitzen nun da und sind machtlos dazu verdonnert zu warten bis die Gnädige endlich mal die Zeit findet sich zu melden. Das Geld hat sie ja nun, wir aber kein Auto.
Dann halt Dienstag früh, denken wir. Denkste! Der Auto-Doctor samt Frau haben am Dienstag im Krüger Park zu tun und kommen erst gegen 15.00 Uhr zurück. Es ist zum Haare raufen. Mittlerweile ist das Okay aus der Schweiz bei uns angekommen, aber die, die uns das Auto geben sollen sind auch um 17.00 immer noch nicht da. Telefonisch erreichbar ist auch keiner. Zum Verrückt werden. Aus dem Hotel in dem wir seit 3 Tagen in Erwartung unseres Autos übernachten, sind wir ausgezogen. Zurück können wir nicht, weil ausgebucht. Nun haben wir also kein Auto und kein Bett.
Colin und Sue, gute Freunde seit meiner letzten Afrika Reise, verbringen gerade eine Woche in ihrer Ferienwohnung in Hazyview am Krüger Park, etwa 80km südlich von uns. Mit den beiden hatten wir ausgemacht heute zum Abendessen zu kommen und dort die Nacht zu verbringen. Nun können wir nicht weg, da ja immer noch die Chance besteht das Auto zu übernehmen.
Fast den ganzen Tag verbringen wir wartend im Sleepers, ein wirklich gemütliches Restaurant, aber nach 6 Stunden wird auch das ziemlich fad. Gut dass es dort WiFi gibt, denn kurz vor 6 bekomme ich eine Email. Endlich sind die Auto-Doctores wieder da. Nix wie hin! Dort ist dann noch eine Rechnung offen. Wir erfahren, dass Stoßdämpfer nur paarweise kommen und die TÜV Untersuchung müssen wir auch zahlen. Das ist uns jetzt auch ziemlich wurscht, Hauptsache wir kommen hier weg.
Die Sonne geht gerade sehr hübsch hinter den Hügeln unter, als wir uns Richtung Colin&Sue in Hazyview in Bewegung setzen. Tipi fährt Lilly, ich den Mietwagen. Der Mitsubishi heißt ab jetzt Lilly. Die Fahrt wird nicht einfach für Tipi mit dem ungewohnten Auto, manuellem Schalten mit links und Linksverkehr in der Nacht.
Nach gut 1 Stunde sind wir bei unseren Freunden. Noch rechtzeitig zum Abendessen.