Tahiti --> Mo'orea
Wo ist Maryline?
24.06.2017 - 25.06.2017 28 °C
Bei der Ankunft in Papeete ist es 22 Uhr und stockdunkel. Französ. Polynesien gehört irgendwie zur EU, deswegen dürfen wir die kurze Schlange der Einheimischen bei der Passkontrolle nehmen und sind ruck-zuck durch, während die US-Amerikaner noch lange anstehen. Eine gewisse Schadenfreude stellt sich bei uns ein. Es gehört sich zwar nicht, denn die Leute hier können ja nichts für ihre paranoide Regierung und deren Grenzbestimmungen, dennoch freut es uns.
Gepäck ist auch bald da und wir sind bei den Ersten die nach draußen können. Mehrere polynesische Volkstanztruppen begrüßen die ankommenden Passagiere. Klar, alles nicht echt, aber es erzeugt dennoch die gewünschte Südsee-Stimmung bei uns.
Maryline, die Besitzerin unserer AirBnB-Unterkunft für eine Nacht hier auf der Hauptinsel, wollte uns abholen. Nichts zu sehen von ihr, kein Schild mit unserem Namen wird hochgehalten. Tipi hat lediglich ein kleines Foto von ihr aus dem Internet auf dem Handy. Wir gehen beide abwechselnd los und suche nach ihr. Da sie nicht weiß wie wir aussehen, ist das die einzige Möglichkeit.
Eine Viertelstunde vergeht, eine halbe Stunde - immer noch nichts. Tipi versucht Maryline am Telefon zu erreichen. Es geht nur ihr Mann dran. Der spricht nur französisch, aber Tipi versteht soviel, dass wir nun wissen, dass die Dame hier irgendwo am Flughafen ist.
Mittlerweile sind auch alle Amis durch und raus auf ihre Busse und Taxis verteilt. Nur wir stehen noch da. Ein paar Nachzügler kommen noch, da sehe ich eine blonde Mitfünfzigerin ganz vorne, die Passagiere befragt und ich kann die Worte Tipi und Tom von ihren Lippen ablesen. Das muss sie sein!
Ich raffe mein weniges Französisch zusammen und frage ob sie Maryline ist. Bingo! Sie ist es. Weiter geht die Unterhaltung nicht, sie spricht praktisch kein Englisch. Ich gehe mit ihr zu Tipi, die von nun an die Konversation übernimmt.
Maryline hatte alles so schön vorbereitet inklusive Namensschild und dann alles inklusive Handy Zuhause vergessen.
Wir fahren etwa 15 Minuten bis zu unserer Unterkunft. Fast zu schade nur für eine kurze Nacht. Grosse Terasse mit Meerblick Richtung Mo'orea, riesige Wohnküche, Bad, Schlafzimmer. Wow! Hier ließe es sich aushalten.
Ja, wenn es halt nicht Tahiti wäre. Von meinem letzte Aufenthalt weiß ich, dass es hier nicht wirklich schön ist. Das was Franz. Polynesien ausmacht, findet man auf den umliegenden Inseln und nicht auf Tahiti Iti oder Tahiti Nui, den beiden Hauptinseln.
Daher nehmen wir gleich am nächsten Morgen eine frühe Fähre rüber nach Mo'orea. Maryline fährt uns wieder hin.
Da wir früh dran sind und etwas Zeit haben, schauen wir noch auf dem Sonntags Markt vorbei.
Nur etwa 30 Minuten dauert die Überfahrt. Zu kurz und zu ruhig für Tipi um seekrank zu werden.
Wir sind nun exakt 1 Monat unterwegs. Es ist Sonntag, schon wieder! Letztes Mal, als ich hier ankam, war auch Sonntag. Sonntags fahren keine Busse und bis zu unserem Domizil sind es ca. 30km. Auch Taxis sind am Sonntag rar, deswegen haben wir voraus telefoniert und über unsere Gastgeber ein Taxi zum Fährhafen bestellt.
Alle Passagiere gehen von der Fähre, schnappen ihr Gepäck und verteilen sich auf die wartenden Tourbusse und PKW. Nur wir stehen wieder mal verlassen herum. Kein Taxi weit und breit. Wir teilen uns wie gestern auf und erkunden die Umgebung, auf der Suche nach einer Fahrgelegenheit. Tipi geht zu einer Tankstelle gegenüber und möchte von dort ein Taxi rufen. Im selben Moment fahren 2 Taxis vor. Eines davon ist, wie sich herausstellt, unseres.
Die halbe Stunde Fahrt zur anderen Seite der Insel kostet etwa 40 Euro. Mein Tipp: Nicht sonntags ankommen in Mo'orea.
Wir haben einen Gartenbungalow mit Schlafzimmer unterm Dach. Das Meer ist 50m weg,
Zum Haus gehören 2 Kajaks und 2 Fahrräder und Schnorchelausrüstung. Waschmaschine gibt es auch. Sehr praktisch.
Tipi will unbedingt als Erstes gleich mal raus zum Schnorcheln. Keine Wellen, flacher und sandiger Einstieg, warmes Wasser. Ideale Bedingungen. Die Sicht unter Wasser ist nicht so toll, etwa 10m, aber für den Anfang reicht das. Man kann auch 200m vom Ufer immer noch stehen. Viel sandiger Boden, dazwischen ein paar Korallenblöcke mit kleinen Bewohnern.
Aufregend wurde es, als ich einen jungen Stachelrochen halb im Sand vergraben entdecke und ihn Tipi zeige. Sie springt zunächst fast aus dem Wasser vor Schreck. So etwas Großes hatte sie nicht erwartet. Dem Rochen wird die Aufmerksamkeit bald zu viel und er macht sich davon.
Wir brauchen wieder Lebensmittel. Als Selbstversorger ist es an jedem Etappenziel die erste Aufgabe einen Supermarkt zu finden und einkaufen zu gehen. Etwas hatten wir schon auf dem Weg zur Fähre besorgt, den Rest kaufen wir jetzt. Ein paar hundert Meter an der Hauptstraße gibt es einen kleinen Laden, der auch heute am Sonntag offen hat. Wir holen was wir für Abendessen und Frühstück brauchen.
Die Zeiten mit rund-um-die-Uhr Internet-Zugang sind nun erst Mal vorbei. 4km sind es bis zu einem Restaurant, das WiFi anbietet. Dafür schwingen wir uns auf die Räder. Auf dem Weg zur Hauptstraße schießt ein Hund aus der Einfahrt, verfolgt mich und beißt mir schließlich in den Fuß. Blödes Vieh!
Wir fahren schnell weiter, bevor er sich auch noch an Tipi vergreift. Erstmal bleibt keine Zeit den Schaden zu begutachten. Blut läuft in meine Schlappen - ein gutes Zeichen! Bissverletzungen sind vor allem dann bedenklich, wenn sie nicht bluten. Da so ein Hund aber 4 Fangzähne hat werde ich bei nächster Gelegenheit nachsehen, wieviele Löcher er mir gemacht hat die nicht bluten.
20 Minuten später kommen wir im Restaurant an. Ich gehe erstmal ins Bad und wasche das Blut vom Fuß. Hm...seltsam nur 1 Loch. Wo ist der Gegenbiss? Ein Hund kann unmöglich beißen und nur 1 Loch hinterlassen. Ich untersuche die Sohle meines Schlappen und finde 2 Löcher dort. Entwarnung, nix passiert. Die Wunde wird sich nicht infizieren und bedarf keiner weiteren Behandlung.
Was bin ich froh, dass der Hund mich gebissen hat und nicht Tipi. Wieder einmal zeigt sich, wie vorteilhaft medizinische Kenntnisse auf so einer Reise sind. Ein Laie hätte vermutlich den halben Tag sinnlos im Wartezimmer eines teuren Inseldoktors verbracht.
Wir surfen ein wenig im Netz, checken EMails. Direkte Kommunikation gibt es nicht, denn wir sind immer noch auf der anderen Seite der Uhr, 12 Stunden hinterher. Seit dem Flug 4.500km nach Süden sind wir nun aber auch auf der anderen Seite des Kalenders. Hier beginnt gerade der Winter. Winter bedeutet hier nie mehr als 28°Grad tagsüber, aber auch nicht weniger als 24°Grad in der Nacht. Sehr angenehm. Wie haben gehört Deutschland sind gerade über 35°Grad...na da bin ich lieber hier.
Leider sind die Tage sehr kurz, nur 11 Stunden zwischen Sonnenauf- und -untergang. Halb 7 wirds hell, halb 6 Sonnenuntergang, um 7 ist Zappenduster. Das ist wie bei uns Anfang März....nur halt wärmer.
Es gibt Abendessen bei Kerzenlicht. Bohnen mit Grillwürstchen - eines von 2 Favourite Dinners aller Camper weltweit. Das andere wäre Spaghetti mit Hackfleischsoße, das gibt es vielleicht morgen.
Die Moskitos sind eine schlimme Plage. Ohne Repellent ist es unmöglich sich im Freien aufzuhalten. Vor allem in der Abenddämmerung überfallen sie uns in Schwärmen. Die Tagschicht haben Sandfly und Tiger-Moskito. Etwas, an das wir uns in den nächsten 2 Monaten gewöhnen müssen. Wenigstens in der Nacht haben wir dank Moskitonetz überm Bett unsere Ruhe vor den Blutsaugern.
Eingestellt von tipitom 15:05 Archiviert in Französische Polinesien